Beplankungen von Türen eröffnen verschiedene Ausführungs- und Anwendungsmöglichkeiten. Da zugleich auch die Komplexität architektonischer Konzepte stetig zunimmt, stellt…
Appartementtüren – mit Sicherheit vielseitig
Appartementtüren vereinen im Idealfall Sicherheit und Design auf höchstem Niveau. Als Pendant zur Haustür eines Einfamilienhauses sind sie zugleich Aushängeschild und zuverlässiger Abschluss einer Wohnung in Mehrfamilienhäusern.
Appartementtüren vereinen im Idealfall Sicherheit und Design auf höchstem Niveau.
Da Appartementtüren im Gegensatz zu einer Haustür in Reihe auftreten, gilt es hier den Spagat zwischen einheitlichem Erscheinungsbild und Individualität zu schaffen. Zudem sind die technischen und baurechtlichen Anforderungen an Appartementtüren innerhalb der letzten Jahre deutlich gestiegen. Brand-, Rauch- und Schallschutz sowie Barrierefreiheit und individuelle Zusatzwünsche wie Einbruchhemmung und personalisierte Zutrittslösungen gewinnen immer mehr an Bedeutung. Die Abstimmung der einzelnen Ansprüche und Anforderungen bedarf einer konsequenten, durchgängigen Planung und einer präzisen Ausführung aller Elemente. Ebenso verhält es sich mit der anschließenden Wartung, die von Fachleuten durchgeführt werden sollte. Josef Faßbender – Dozent, Fachreferent und Fachautor im Bereich Türtechnik – ist hauptberuflich als Sachverständiger tätig und hat Teckentrup im Gespräch aufschlussreiche Einblicke in den Türensektor gewährt.
Herr Faßbender, seit 2014 sind Sie im Bereich Türtechnik tätig. Was hat Sie dazu veranlasst diesen Aufgabenbereich zu übernehmen?
Das Bauelement Tür begleitet mich bereits seit meiner Lehre im elterlichen Betrieb. Dort haben wir unzählige Türen aus unterschiedlichen Kombinationen hinsichtlich Materialität, Bauart und Anforderung gefertigt. Die Vielzahl und die Vielfalt haben mich fasziniert. Dabei ist bis heute immer wieder festzustellen – sei es als Firmeninhaber, Bauleiter für einen großen Türenhersteller oder als Sachverständiger –, dass Türen zu fast 100 Prozent in einem einwandfreien Zustand auf die Baustelle geliefert werden. Und dennoch weisen eingebaute Türe eine nicht unbedeutende Zahl an zu behebenden Fehlern auf. Dies offenbart, dass die größten Herausforderungen erst auf der Baustelle beginnen. Schnittstellen zu den angrenzenden Gewerken werden im Vorfeld vielfach nicht optimal koordiniert oder abgestimmt.
„Oftmals sind sich die Beteiligten ihrer großen Verantwortung gar nicht bewusst.“
J. Faßbender
Die Montage der Elemente stellt die ausführenden Monteure und Unternehmer dann vor die Aufgabe, aus einer Vielzahl an Möglichkeiten die korrekte und zulassungskonforme Montageart auszuwählen. An diesem Punkt möchte ich sensibilisieren und den Beteiligten ihre große Verantwortung vor Augen führen. Dieser sind sie sich oftmals gar nicht bewusst. Als Sachverständiger komme ich allerdings leider häufig erst zum Einsatz, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Daher möchte ich beratend und mit unbelastetem Blick versuchen, auftretende Probleme dieser Art bereits bei der Planung zu verhindern. Dies funktioniert beispielsweise, wenn ich bereits in der Projektentwicklung hinzugezogen werde. Gerade bei größeren Projekten können so nicht nur Prozesse optimiert, sondern wie bei einem aktuellen Projekt auch Einsparpotentiale von mehreren hunderttausend Euro realisiert werden.
Herr Faßbender, da Sie häufig als Sachverständiger unterwegs sind, sehen Sie sich mit ganz unterschiedlichen Situationen konfrontiert. Was sind Ihrer Meinung nach die kritischsten Schnittstellen zwischen der Türtechnik und der Bauleitung?
Wie bereits angesprochen treten viele Herausforderungen gerade auf der Baustelle auf. Doch bezogen auf die Abstimmung zwischen der Türtechnik und der Bauleitung beginnen kritische Schnittstellen bereits mit der Planung der sogenannten Rohbauöffnungen. Da diese zu den notwendigen Konstruktionen der statischen Gebäudehülle gehören und damit vor allen Dingen innerhalb der Rohbauphase von Bedeutung sind, bedürfen sie einer besonderen Aufmerksamkeit. Die geplanten Türöffnungen haben später einen entscheidenden Einfluss auf die jeweiligen Türelemente, weshalb hier eine frühzeitige und konkrete Abstimmung erfolgen sollte. Darunter fallen auch lichte Fluchtwegbreiten für spezielle Fluchttüren sowie deren Anschluss und Montageart für einen entsprechenden, fachgerechten Feuerschutzabschluss. Öffnungen und Wandbildner im Trockenbau, Mauerwerk aus KS-Steinen, Porenbeton oder Beton sind ebenso frühzeitig zu definieren.
„Vermeintlich kleine Fehler in der Planung können später nicht mehr ohne große Kosten behoben werden.“
J. Faßbender
Fehlerquellen können vor allem an Schnittstellen entstehen, wo frühzeitige und präzise Abstimmungen mehrerer beteiligter Gewerke notwendig sind. Dies ist unter anderem bei Kabelverlegungen von Zutrittskontrollsystemen, Einbruchmeldeanlagen und barrierefreien Bedienelementen in Zusammenhang mit den Bewegungsräumen – sowohl vor und hinter den Türen – der Fall. Hier können Fragen auftreten, wie „Kann der bestellte Türantrieb auch das Signal des Türterminals verarbeiten?“ Dies gilt es gewerkübergreifend abzustimmen. Eine klare Kommunikation und Schnittstellenkoordination, die durchgängige Pflege einer Türen-Liste, eine lückenlose Dokumentation der vorgenommenen Änderungen und Anpassungen je nach Bauphase, sind hier meiner Meinung nach die Erfolgsgaranten.
Was sind die häufigsten Fehler in Bezug auf eine umfassende Türenplanung im Bereich Brandschutz?
Die Komplexität des Bauelements Tür wird häufig unterschätzt. Baurechtliche Anforderungen, wie Brand- und Rauchschutz, das Konzept für Fluchtwege, die Barrierefreiheit – in öffentlichen Gebäuden nach DIN 18040 oder in Arbeitsstätten gemäß ASR V3a.2 – sowie nutzerbedingte, spezifische Anforderungen oder Vorgaben von Versicherungen, müssen abgestimmt und erfüllt werden. Damit sind junge und damit meist unerfahrene Mitarbeiter, die hierfür häufig in Architektur- und Planungsbüros oder in der Bauleitung eingesetzt werden, überfordert. Dies ist zum Scheitern verurteilt und die Handelnden verlieren die Motivation, sich mit dem eigentlich sehr schönen Bauelement Tür auseinanderzusetzen.
„Die Komplexität des Bauelements Türe wird häufig unterschätzt.“
J. Faßbender
Im Bereich der technischen Gebäudeausrüstung, Elektrotechnik, Brandmeldeanlagen und des Einbruchschutzes sind hingegen Fachplaner notwendig und im Einsatz. Daher hat die Deutsche Fachakademie für Türtechnik (DFATT) auch die Lehrgänge „Fachplaner für Türtechnik“ und „Fachbauleiter für Türtechnik“ entwickelt. Hier werden kritische Schnittstellen beleuchtet und ein weitreichendes Verständnis zum Gesamtkontext der Türtechnik sowie der Zusammenarbeit mit allen maßgeblichen Akteuren vermittelt.
Warum steigt Ihrer Meinung nach die Nachfrage nach Fachkräften im Bereich Türtechnik zunehmend?
Die Anforderungen an Türelemente werden, wie bereits angesprochen, immer komplexer. Darüber hinaus wurde das Bauelement Tür lange Zeit vernachlässigt und die Ausbildung von Fachkräften in diesem Bereich – von der Planung über die Bauleitung und Ausführung bis hin zum Facility Management – unterschätzt. Wenn mir ein 58-jähriger Teilnehmer in meinem Seminar „Fachmonteur für Feuerschutzabschlüsse“ beschreibt, dass er Feuerschutzabschlüsse nach wie vor auf der Basis des technischen Standes, den er vor über 30 Jahren gelernt hat, einbaut, halte ich dies für unverantwortlich. Hier sind meiner Meinung nach die Unternehmen gefragt, denn das Fachpersonal muss stetig auf dem aktuellen Stand der Technik gehalten werden.
„Die Ausbildung von Fachkräften ist mindestens zwei Jahrzehnte unterschätzt worden.“
J. Faßbender
Entsprechende Schulungen, beispielsweise in herstellerneutralen Seminaren der Deutschen Fachakademie für Türtechnik, sichern nicht nur die Qualität der Arbeit, sondern sind auch eine Wertschätzung den Mitarbeitern gegenüber und erzeugen eine betriebliche Zugehörigkeit und Verantwortung. Auch ein Automechaniker wird mit seinen Kenntnissen, die er vor 30 Jahren erworben hat, an heutigen Fahrzeugen keine Wartung oder Reparatur mehr durchführen können. Doch von Monteuren im Bereich der Türtechnik verlangt man leider häufig genau dieses.
Sie haben bereits die allgemein gestiegenen und komplexeren Anforderungen für Türen erläutert. Wie haben sich die Anforderungen speziell bei Appartementtüren in den letzten Jahren verändert?
Die Anforderungen an Appartementtüren haben sich durch die erhöhten baurechtlichen Anforderungen gerade im Bereich Brand-, Rauch- und Schallschutz sowie hinsichtlich der Barrierefreiheit geändert. Auch die individuellen Wünsche der Nutzer, wie personalisierte Zutrittskontrollen und spezifische Einbruchshemmungenhaben sich stark verändert und nehmen stetig zu. Hier ist demnach, wie im gesamten Bereich der Türtechnik eine Zunahme diverser Anforderungen und Ansprüche festzustellen.
„Große Herausforderungen sind objektbezogen zu lösen.“
J. Faßbender
Diese bedingen wiederrum eine sehr detaillierte und eine konsequent durchgängige Planung sowie die entsprechende Ausführung aller dazugehörigen Elemente. Je komplexer das Gesamtpaket an Leistungs- und Qualitätsanforderungen, desto mehr Beteiligte müssen einbezogen werden und interdisziplinär miteinander agieren. Davon ist selbstverständlich auch die anschließende Wartung durch Fachleute betroffen, die hier dann vermehrt auf Sonderlösungen treffen.
Die Appartementtür von Teckentrup vereint Feuer-, Rauch- und Schallschutz mit einem Einbruchschutz und zusätzlicher Barrierefreiheit. Sind Ihrer Meinung nach hier noch weitere Anforderungen notwendig?
Mit diesen grundlegenden Eigenschaften werden alle baurechtlichen Anforderungen erfüllt. Darüberhinausgehende Anforderungen von Seiten der Nutzer würden bei der Bauabwicklung ebenso wie bei der Herstellung zusätzliche Herausforderung darstellen. Diese sind dann objektbezogen zu lösen. Somit lässt sich hier schwer eine pauschale Antwort geben. Generell sollte in Fällen mit gestiegenen Ansprüchen stets der Kosten- und Nutzenaufwand gegeneinander abgewogen und im Einzelfall beurteilt werden.
Ganz herzlichen Dank Herr Faßbender für das aufschlussreiche Gespräch.